„Time!“ – Meine erste Competitionerfahrung
Auf dem Coffeefestival Rhein Main fand eine Competition in den Kategorien Barista Wettbewerb und Latte-Art statt. Bei den Baristi war etwas besonders am Start:
Der letzte Teilnehmer im Barista Wettbewerb
Schon am Freitagabend, als ich kurz an der Location vorbeigeschaut habe bin ich mit Mattias ins Gespräch gekommen. Und es lief darauf hinaus, dass er meinte ich solle doch einfach beim Barista Wettbewerb mitmachen. Man müsse irgendwann anfangen, und jede nicht genutzte Möglichkeit wäre eine verschenkte.
Ich habe mir dabei erst einmal nichts gedacht, denn ich habe daran weder im Vorfeld einen Gedanken verschwendet, noch irgendwie irgendwas vorbereitet, oder gar Equipment mitgebracht.
Ich habe das mal so stehen gelassen. Am Samstag dann kamen von allen Seiten aufmundernde „mach doch einfach mal“. Und nun ja… Plötzlich gab es „einen weiteren spontanen Teilnehmer“, wie Wolfgang per Mikro verkündete. Ich musste ich mir schnell Tamper, Kännchen, Lappen etc zusammen leihen, um dann innerhalb von 10 Minunten die sechs Getränke zuzubereiten.
Mein erster Barista Wettbewerb
Kata von Hunt Brothers Coffee hat mich schnell noch mal 15 Minuten „gecoacht“, bevor ich dann meine zehn Minuten preptime an der Wettbewerbsmaschine (La Marzocco FB80) hatte.
Preptime bedeutet, dass man sich den Arbeitsplatz für die Wettkampfzeit vorbereitet. Wieviele Tücher, welches wofür, wo liegen die alle? Mühle einstellen, Milch, Milchkännchen und alle Tassen platzieren, Tuch am Gürtel festbinden, Tamper hinstellen, alles wieder aufräumen und Putzen … Dann waren auch die zehn Minuten schon um.
„TIME“
Mit diesem Ausruf startete Rahel die große Uhr, die von 0:00 an hoch zählte.
Zehn Minuten. Die Zeit läuft. Nun stehe ich da, zwei „Gäste“ die sich auch noch Notizen machen, und Ansgar, der mir bei jeder Geste so über die Schulter schaut, dass ich seinen Atem spüren kann: Der „technical judge“. Er muss genau hinschauen.
Ohne Übung musste ich nun all das abrufen, was ich bis dahin gesehen habe.
– Jury begrüßen und sagen dass man sich freut sie da sitzen zu haben: CECK.
– Sagen was es als erstes gibt: CHECK.
– Mit Fachwissen glänzen und sagen dass man sich für eine 2:1 Brewratio entschieden hat. Aus 20g gemahlenen Bohnen werden 40g Espresso: CHECK.
– Den Geschmack beschreiben (und damit richtig liegen): CHECK.
– …
Und so ging es in mir Schritt für Schritt entlang des nicht vorhandenen Plans. Das erste Mal schaute ich auf die Uhr, als bereits 6:32 Minuten vergangen waren … OK, Ruhe bewahren.
Die Espressi waren so, dass ich selbst dachte: YES!
Super Crema, Durchlaufzeit perfekt, genau so sollte es sein. Jetzt hoffen dass die Jury meine beschriebenen Aromen findet. Orangenzeste und Zartbitter …
Weiter geht’s mit 2x Espresso Macchiato. Und ab da wusste ich dass meine Befürchtung wahr wurden: Die 1.5 bar Dampflanze. Eine schreiende Milch, aus der leider kein Stück Schaum hervorkam. So what. Weitermachen. Logischerweise 0 Punkte dafür.
Bei den Cappucchini lief es ein wenig besser, hier war der Schaum … naja, zumindest vorhanden. ABER: Geschmacklich wohl gar nicht so schlecht, denn einer der beiden Juroren, Mo von den RedCode Roasters hat mir doch ein paar Punkte gegeben! Pluspunkt für die Konsistenz und die Temperatur. Merci 🙂
Schnell saubermachen soweit es geht, denn es standen 9:56 Minuten auf der Uhr. Schnell habe ich mich erinnert erinnern lassen dass Overtime mehr Abzüge gibt als eine nicht korrekt polierte Maschine.
„TIME“.
10:13 Minuten. Cool. Ich freute mich nur darüber dass ich einfach gemacht habe. Ich hatte nichts zu verlieren, sondern ich konnte nur gewinnen.
Und zwar eine Menge Erfahrung, und ein Feedback der Jury. Ich weiss jetzt, was ich mir erst gar nicht angewöhnen darf, bevor es überhaupt richtig los geht.
Wie war’s?
Ich habe ein abgespecktes Feedback bekommen, da ich ehrlicherweise ausser der Wertung mitgemacht habe. Technisch war ich echt sehr zufrieden: Laut Ansgar tampe ich sehr konsistent und gerade, was nicht unwichtig ist! Weitestgehend korrekt was die Maschinenbedienung im Detail angeht, so dass ich hier keine groben Schnitzer verbockt habe. Ja, einmal die Tücher vertauscht, aber damit kann ich leben.
Mein Highlight: Da ich Ansgar erst so richtig an dem Wochenende kennen gelernt habe (und vorher nur flüchtig kannte), war seine erste Frage:
„Wo arbeitest du denn?“
Gar nicht. Zumindest nicht im Bezug auf Kaffee. Das war das größte Lob, obwohl es eigentlich gar keins war. Mein persönlicher Pokal. Danke Ansgar 🙂
Geschmacklich waren die Getränke dank der nicht gelungenen Milch so lala. Der Espresso Macchiato 0 Punkte, der Cappucchino hat von Mo einige Punkte bekommen.
Was mir gelungen war: Die Beschreibung der Aromen. Das hat mich echt auch riesig gefreut, denn da habe ich immer noch nicht die besten Geschmacksnerven.
Ich muss zugeben, dass die Bohnen nicht so wirklich mein Fall waren. In der Vorbereitung wusste ich die Säure nich so recht weg zu bekommen, wie ich es gerne gehabt hätte.
Im Gespräch mit Matthias kam raus dass der Kaffee auch den anderen einige Probleme bereitet hat . Eine Möglichkeit wäre gewesen, ihn echt einfach mal 60 Sekunden zu ziehen. Aber da habe ich schlichtweg nicht dran gedacht. Warum? Weil „man es einfach nicht macht“. Ich hasse diesen Satz, und er ist mir selbst zum Verhängnis geworden.
Also: Direkt was gelernt!!!
Und nu?
Es war spaßig. Sehr sogar. Was das genau für mich heisst weiss ich gar nicht genau. Jedenfalls werde ich irgendwann irgendwo noch mal auf so eine Bühne springen, und dann aber in der richtigen Wertung mitmachen.
Es ist Kaffee. Und Kaffee ist stark!
Danke an alle die mich überredet ermutigt haben mitzumachen, und Danke an Kata fürs Mini-Training!
Fotos: Meine Kamera wurde rumgereicht, wer einen Credit haben mag kann sich gerne melden 🙂